Weiß und abgenutzt, ein Wohntrend erobert die Geschäfte.
Woran erkenne ich, was echt Shabby Chic und echt Vintage ist?
Beim Bummel durch die Läden stößt du überall auf Dinge, die nostalgisch aussehen und etwas ramponiert scheinen. Im Blumenladen an der Ecke genau so, wie in den großen Einrichtungsketten. Shabby Chic nennt sich das. Manche bezeichnen es auch irrtümlich als Vintage. Was ist nun das Besondere daran und woran erkenne ich, was echt Shabby Chic und echt Vintage ist?
Shabby Chic kann Einer, der des Englischen mächtig ist, noch übersetzen. Abgenutzte Schönheit, so kann man es bezeichnen. Die Begründerin dieses Wohnstils kommt aus England. Rahel Ashwell arbeitete als Filmausstatterin, bevor sie 1989 diesen Stil kreierte. Heute lebt sie in Malibu. Sie liebt alte Dinge vom Flohmarkt und sieht in ihnen das Potenzial. Sie fing an, ihre Räume, aus eher praktischen Gründen, so einzurichten. Nach und nach wollten auch Freunde und Bekannte so unkompliziert und leicht leben und ließen sich von ihr ganze Häuser im Shabby Chic einrichten.
Die Möbel sollten der Zeit von 1900 bis 1930 entstammen.
Ich entdeckte diesen Wohnstil bereits 2004 für mich. Da ich, wie Rahel ein echter Trödelfan bin und noch dazu gut mit Pinsel und Farbe umgehen kann, legte ich los. Die Grundvoraussetzung für echten Shabby Chic sind alte Möbel, die schon etwas geschunden aussehen. Die Möbel sollten der Zeit von 1900 bis 1930 entstammen. Ältere Möbel sind eigentlich zu schade um sie weiß zu pinseln, es sei denn, der Lack ist stark beschädigt und eine Restauration lohnt sich nicht. Jüngere Möbel, ab den 40iger Jahren, haben nicht das gewisse Etwas um ein echtes Shabby Stück zu werden. Diese Möbel aus der Zeit 1940 bis 1980 gehören zur Kategorie Vintage. Sie sind geradliniger und industriell hergestellt. Ihnen steht der Shabby Stil nur in Ausnahmefällen. Vintage Möbel sollte man am besten so lassen, wie sie sind, oder höchstens neu und in peppigen Farben lackieren.
Ganz wichtig für guten Shabby sind die typischen Gebrauchsspuren und Schrammen.
Über die Jahre durfte ich aus so manchem Fehler lernen. Es gab zum Beispiel Möbel, die nach dem Anstrich anfingen unkontroliert zu gilben. Das sah dann aus, als hätte das gute Stück über Jahre in einem Rauchsalon gestanden. Nicht wirklich schön! Ein Anschliff muss auch nicht in jedem Fall sein. Diese Knochenarbeit habe ich mir inzwischen längst abgeschafft. Ganz wichtig für guten Shabby sind die typischen Gebrauchsspuren und Schrammen. Dort sollte man sich das Möbel in seinem ursprünglichem Gebrauch vorstellen können und die künstlich angebrachten Spuren auch nur an den entsprechenden Stellen anbringen. Bei Stühlen sind das die oberen Bereiche der Lehne, die Stulbeine, vor allem ganz unten und an den Kanten. An den Sitzflächen sind es vor allem die vorderen Ecken und die vordere Kante. An Schränken ist es einfacher. Faustregel: überall da, wo man im normalen Gebrauch häufig hingreift, da gehören auch die Spuren hin. Dann wirkt das Stück auch echt und nicht gekünstelt, wie die Replikate die es in den Einrichtungsgeschäften zu kaufen gibt.
Für mich gilt, nicht wild drauf los sammeln.
Doch ein paar alte Möbel mit einem neuen, angeschrammten und weißen Anstrich machen noch keinen Shabby Stil. Um es wirklich perfekt zu machen, gehört natürlich Omas gesammter Hausrat dazu. Wäsche, Geschirr, Gläser, Körbe, Bilder usw. Das kann sich zu einer Sammel Leidenschaft entwickeln und dauert Jahre bis es wirklich komplett ist. Für mich gilt, nicht wild drauf los sammeln. Alles was ich auf Flohmärkten gekauft habe, benutze ich. Nur was zum Hinstellen ist mir zu putzaufwändig. Außerdem ist die Gefahr, in altem Kram zu ersticken, bei Sammlern leider groß.
Nicht alles, wo Shabby dran steht, ist Shabby Chic.
Ich wünsche euch viel Freude beim Entdecken und Ausprobieren dieses zauberhaft, verspielten Wohnstils und stehe euch gern mit Rat und Tat zur Seite.
Ach ja, ihr wisst ja nun, was Shabby und was Vintage ist. Also Augen auf, beim Trödel Kauf. Nicht alles, wo Shabby dran steht, ist Shabby Chic.
Eure Ramona Hellmann